Kneippgarten

i.A. des Kneipp- und Heimatvereins Buckow (Märkische Schweiz) e.V.
von Dr. med. Volker Melchert

Am 1. Mai 2025 eröffnen Mitglieder des Kneipp- und Heimatvereins Buckow (Märkische Schweiz) e.V., das „Gartenteam“, erneut den Kneippgarten am Bahnhof in der nunmehr 5. Saison.

Wir hoffen erneut auf großen Zuspruch von Jung und Alt aus Nah und Fern. Der Garten ist nicht größer, aber durch kleine Spiel- und Sportgeräte, Tafeln zum Malen für die Kinder sowie Klangstäbe erweitert worden. Es ist unser Anliegen, Interesse und Begeisterung für die Kneipp’sche Gesundheitlehre zu wecken bzw. aufzufrischen. – Das komplexe Naturheilverfahren ist längst im 21. Jahrhundert angekommen!

Die Begleitung der BesucherInnen bei der Darstellung der Elemente Wasser, Bewegung, Kräuter / Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung wird fortgeführt. Interaktiv wird über den steinigen Weg von Sebastian Kneipp aus eher ärmlichen Verhältnissen bis zum Studium der Theologie und Philosophie informiert, wie auch sein Schlüssel­erlebnis der Genesung von einer Lungenerkrankung durch die heilenden Kräfte des Wassers.

Zur Sprache kommt auch seine Theologie, sein ausgeprägtes soziales Engagement – seine Analyse der veränderten gesellschaftlichen Zustände im Zuge der raschen Industrialisierung mit ganz unterschiedlichen Risiken für die Gesundheit – Kneipp 2.0?!

Danach geht es auf zum Wasser. Nach einem erfrischenden Armbad oder alternativ Armguss wird in die frisch entfachte Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen über das Spektrum von Wasseranwendungen in unterschiedlichen Temperaturen gesprochen. Da gibt es Wickel, Packungen, Wäscherungen, Kneippscher Heusack, Wassertreten, Tautreten und vieles andere mehr, wie diverse Badeszusätze durch Heilkräuter mit ihren speziellen Indikationen.

Der Mensch beginnt seine Laufbahn als Bewegungswesen schon im Mutterleib. Kindsbewegungen sind ein Marker für das Wohlbefinden des ungeborenen Kindes. Und auch nach der Geburt sollten wir uns bewegen (können). Durch Bewegung produziert unser Organismus Endorphine – Wohlfühlhormone. Ob Walking, Jogging, Wandern, Schwimmen, Radfahren, Sport in einem Verein oder einfach Bewegung in der freien Natur in einer schönen Landschaft (Märkische Schweiz), das Prinzip der Terrainkur – wichtig ist Bewegung für Herz/Kreislauf, Stoffwechsel, Gelenke und auch die mentale Gesundheit. Die Kräuterspirale lädt ein zum Schauen, Schnuppern und im begrenzten Umfang auch zum Schmecken.

Bewegen wir uns nun zu den Kräutern und Heilpflanzen. Kneipp konnte auf den jahrhundertealten Erfahrungsschatz der Klostermedizin zurückgreifen. Marien­distel, Johanniskraut und Mönchspfeffer u.a. weisen auf den religiösen Bezug hin. In der modernen Medizin haben Pflanzenpräparate – Phytopharmaka – einen festen Platz. Küchenkräuter, Basilikum, Dill, Liebstöckel, Majoran, Oregano, Thymian, Zitronenmelisse, Rosmarin und andere geben Gerichten, ob mediterranen oder deftigen, den nötigen Pepp. Salate, mit Kräuteressig und Distelöl zubereitet, sind einfach lecker. Teemischungen helfen gegen verschiedene Beschwerden, wirken beruhigend, schmerzlindernd, anregend und vieles mehr.

Damit wären wir bei der Ernährung angekommen. Nach Kneipp sollte sie ausgewogen, abwechslungsreich und schmackhaft sein, frisches Obst und Gemüse möglichst saisonal und regional enthalten sowie, soweit wie möglich, naturbelassen. Wegen vieler Einflussfaktoren ist die Problematik Essen und Gesundheit sehr komplex und verlangt häufig auch eine individuelle Beratung und einen entsprechenden Speiseplan. Bekannt ist, dass ungünstiges Ernährungsverhalten – wie zu viel gehärtetes Fett, zu viel Fleisch (besonders vom Schwein), zu viel maskierter Zucker – kombiniert mit Bewegungsmangel, der Einstieg in die Problematik Übergewicht mit Folgen für Herz-Kreislauf- und andere Erkrankungen sein kann.

Also mehr bewegen und mediterrane Kost bevorzugen! Es ist zu vermuten, dass Kneipp heute auf die Verantwortung der Lebensmittelkonzerne und die Lebensmittelwerbung kritisch hinweisen würde und dass es für Menschen mit niedrigem Einkommen immer schwieriger wird, seinen klugen Ratschlägen zu folgen.

Wir gehen nun in unsere „Ruhezone“ – zur Lebensordnung. Tisch und Bänke laden uns ein. Wir setzen uns und machen erstmal nichts. – Oder doch! Wir kommen zur Ruhe, versuchen das Karussell im Kopf anzuhalten, achten auf unsere Atmung, gehen dem Atem nach und überlegen gemeinsam, was uns im Leben, im Alltag guttut: ein guter Wechsel von Anspannung und Entspannung, Nutzen von verschiedenen Entspannungsmethoden, die es zur Stressbewältigung gibt, eine gute Schlafhygiene, eine sinnvolle Freizeit- und Urlaubsgestaltung, Kunst, Kultur, Musik, Tanz, die Lektüre eines Buches und Ähnliches mehr. Wichtig sind auch sichere soziale Kontakte. Kritisch bis sehr kritisch sollte der Umgang mit Tabak, Alkohol und Drogen sein. Sicher ist: Der Weg vom Genuss zur Sucht ist nicht vorhersehbar. Ohne die Bedeutung von Kneipp zu mindern, dürfen wir hinsichtlich des Kaffeegenusses anderer Meinung sein. Weiterhin gilt – die Dosis macht das Gift! Zum Schluss die Aufforderung von Monsignore Sebastian Kneipp – „Vergesst mir die Seele nicht!“.

Dieser Beitrag wurde zuerst in den Buckower Nachrichten, Ausgabe Mai 2025, veröffentlicht.